Diözese Damongo

Bischof Peter Paul Angkyier

Papst Benedikt XVI. hat am 17. Dezember 2010 den bisherigen Generalvikar und Konsultor der Diözese Damongo, Peter Paul Angkyier, zum neuen Bischof von Damongo (Ghana) ernanntDer neue Bischof wurde am 26. November 1961 in Nandon im Distrikt Wa dell’Upper West Region (Diözese Wa) geboren. Er besuchte das Kleine Seminar St. Charles in Tamale (1977-1984) und studierte danach Philosophie und Theologie am Großen Seminar St. Victor in Tamale. Am 15. August 1992 wurde er zum Priester geweiht und zunächst in die Erzdiözese Tamale inkardiniert bevor er bei deren Errichtung in die neue Diözese Damongo (1995) inkardiniert wurde. Nach seiner Priesterweihe hatte er folgende Ämter inne: 1992-1993: Pfarrvikar in der Pfarrei "Martyrs of Uganda" in Bole; 1993-1994: Pfarrer der Pfarrei St. Anne; 1994-1996: Kaplan der afrikanischen Studenten in der Erzdiözese Wien (Österreich).

Dieser Text Stammt aus: "Agentia Fides", dem Presseorgan der Päpstlichen Missionswerke seit 1927. 

Der neue Bischof kennt Bole und Hambrn und unsere Projekte bestens.

Bis zu 10 %


unseres Spendenaufkommens geht an die Diözese, um Gemeinden ohne einenen Partner zu unterstützen.

Interwiew

Für das Abschreiben vom Diktiergerät danken wir Alexander Nilies.

Interview mit dem Bischof von Damongo Philip NAAMEH, dem Gründungsbischof von Damongo

 

heute Erzbischof von Tamale.

 

geführt auf einer Ghanareise im November 2000 und trotzdem sehr aktuell:

 

Philipp O.Praem.: Zu Beginn darf ich vielleicht eine kleine Vorstellung machen. Interviewpartner ist Bischof Philip Naameh, seit 5 Jahren Diözesan- und Gründungsbischof in der Diözese Damongo im Norden Ghanas und in Deutschland seit vielen Jahren bekannt durch seine Studien in Münster im Bereich der Kirchengeschichte bei Prof. Arnold Angenendt und durch viele Besuche nicht nur in Cappenberg, sondern auch in Hamborn sowie durch Kontakte zu den Prämonstratensern. Seit über 20 Jahren dauern etwa die Beziehungen. Es ist mir persönlich auch eine Freude, dass seit vielen, vielen Jahren diese Beziehungen zu Ihnen und auch hier zum Norden Ghanas gepflegt worden sind und sich eigentlich immer wieder intensiviert haben, so dass wir heute hier beieinander sitzen und auch etwas über diese Zeit der Entwicklung in Ihrem Bistum miteinander ins Gespräch kommen können.

 

Zuhörer des Gespräches ist neben den beiden Mitreisenden Thomas Hellbach und Gerd Sennekamp Father Lazarus Annyereh, der Leiter des Entwicklungskomitees der Diözese Damongo, der einzelne Entwicklungsprozesse innerhalb des Bistums koordiniert, die sich aber immer mehr auf die weltliche Entwicklung konzentriert.

 

Weiterer Gesprächspartner ist Father Augustine Towoni, der Finanzdirektor und Diözesanprokurator des Bistums Damongo ist.

 

Allein an dieser Stellenbesetzung sieht man schon, dass die Administration des Bistums Damongo strukturiert wird, systematisiert wird, um vielen Herausforderungen gerecht zu werden. Daran möchte ich gerne meine erste Frage anknüpfen:

 

Seit Mai 1995 existiert das Bistum Damongo, dessen Bischof Sie sind. Wenn Sie heute eine Bestandsaufnahme Ihres Bistum machen würden, was würden Sie über Ihr Bistum sagen? Einige Zahlen vielleicht, Statistiken, wie viele Menschen, wie viele Katholiken leben hier und vor allen Dingen, was hat sich in diesen fünf Jahren seit der Abkoppelung vom Erzbistum Tamale hier in dieser Region getan?

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Zunächst einmal recht herzlichen Dank Ihnen allen für diesen Besuch. Sie haben eben gesagt, dass sich der Kontakt über lange Zeit erstreckt. Das hat uns sowohl als Bistum hier als auch mir persönlich viel gebracht. Das Bistum Damongo wurde im Februar 1995 errichtet. Es hat eine Fläche von 29.000 qkm². Hier leben etwa eine halbe Million Menschen. Diese Menschen sind unterteilt in 22 verschiedene Volksstämme. D.h. es geht hierbei insbesondere um 22 verschiedene Kulturen, mit eigenen Sprachen und Traditionen. Darunter sind natürlich zwar solche, die einer einheitlichen Sprachgruppe angehören, das bedeutet aber nicht, dass man ohne weiteres alle diese Sprachen sprechen könnte. Das unterstreicht sofort die Schwierigkeiten, die diese Vielfältigkeit also mit sich bringt.

 

Bei der Gründung des Bistums habe ich 15 Priester zur Verfügung gehabt. Für dieses riesige Gebiet waren es nur 15 Priester. Ich hatte 17 Katecheten und etwa 17 Ordensleute, die meisten waren Frauen, ich hatte nur drei männliche Ordensleute. Heute sehen die Zahlen ein bisschen anders aus als vor fünf Jahren. Wir sind etwa 25 Priester, die Katecheten sind 50 und dann haben wir noch 35, die in der Ausbildung sind. Wir hatten zu Anfang der Gründung des Bistums nur fünf Pfarreien. Heute sind es neun, und wir sind dabei drei weitere Pfarreien zu errichten. Darunter zählt auch Busunu, deren Gründung davon abhängig sein wird, ob wir einen Priester zur Verfügung stellen können und, was hier üblich ist, ob die dortigen Christen in der Lage sind, die Verpflegung für einen Priester zu übernehmen.

 

Ganz kurz gefasst, es hat sich sehr viel in diesen fünf Jahren getan allein an der Infrastruktur. Sehen sie, ich hab ja anfangs neun Monate in einem Zimmer im Pfarrhaus gewohnt. Dieses Zimmer war mein Schlafzimmer, das war mein Büro, das war mein Empfangszimmer, es war alles. Und ich hatte keinen Raum überhaupt im Bistum, wo ich ein Treffen mit sogar so wenigen Leuten, wie wir jetzt sind, abhalten konnte. Aber durch Hilfe und Mittun vieler Christen, vor allem aus Deutschland, da wurde es uns möglich gemacht, dieses Zentrum in Damongo zu bauen und noch drei andere Pfarrgemeinden, die heute komplett neu gebaut sind. Also so könnte ich kurzgefasst sagen.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Sie haben auch allen Grund, erst einmal froh zu sein, dass so ein Aufbau passiert ist. Es ist ja auch eine Leistung, in fünf Jahren das auf die Beine zu stellen. Ein Aspekt dabei ist sehr bemerkenswert, dass die Gemeinden auch sehr stark eingebunden sein müssen in die Entwicklung, in dem sie zum Beispiel Sorge tragen für ihren Geistlichen, in dem sie mithelfen, dass ein Pfarrhaus und eine Kirche gebaut werden, dass also nicht nur Dinge entgegengenommen werden, sondern dass eine Beteiligung und damit eine Identifikation der Gemeinden hier vor Ort mit den Projekten stattfindet.

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Ja, das hat natürlich seine geschichtlichen Gründe vor allem in der Verkündigung der Menschenwürde. Vor allem, weil es zu solchen Ereignissen wie Partnerschaften zwischen afrikanischen Gemeinden und europäischen Gemeinden gekommen ist. Durch die Geschichte des Kolonialismus meinten viele Leute, sie seien nur Empfänger, wenn es um die Zusammenarbeit mit Europäern geht. Da müssen unsere Christen herausgefordert werden Subjekte ihrer eigenen Entwicklung zu sein und nicht Objekte. Und deshalb betonen und versuchen wir, eine ganz bewusste Auffassung von Entwicklung überhaupt zu geben. Da liegt der Schwerpunkt zunächst einmal auf dem Menschen selbst. Es geht um seine Würde, sein Selbstvertrauen, seine Fähigkeiten, und wenn diese entwickelt werden, dann erst ist der Mensch auch in der Lage, die Zukunft seiner eigenen Entwicklung zu bestimmen und auch daran mitzuarbeiten.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Ich glaube, dass ist ein ganz wichtiger Punkt auch für die Entwicklung speziell in Deutschland, dass es keine Einbahnstraße ist, sondern ein Hin und Her gerade in dem letzten Punkt zur Frage der Würde des Menschen. Die Wurzel des Christentums in Deutschland scheint immer mehr in Vergessenheit zu geraten, wenn man die Vereidigung der Amtsträger im Deutschen Parlament sieht, wenn man z.B. sieht, dass auch der Deutsche Bundeskanzler 1998 die Eidesformel nicht mehr auf Gott ablegt hat, dann merkt man doch, dass die Vergangenheit, die Wurzeln unseres Parlamentes und des Grundgesetzes offenbar in den Hintergrund getreten sind. Durch eine Erfahrung wie hier in Afrika wird uns Deutschen auch ein Spiegel vorgehalten, dass wir selber in unserem Bewusstsein wieder stärker darauf verwiesen werden, was eigentlich die Grundlage unseres Menschenbildes ist, was unsere christlichen Wurzeln sind. Von daher ist es für uns auch ein Empfangen aufgrund dieser Kontrasterfahrung mit den Gemeinden, mit der Kirche, mit der jungen Kirche hier in Afrika.

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Natürlich haben wir Impulse aus der Theologie, aus der christlichen Lehre gezogen und das, was diese Impulse uns geben, basiert auf dem Evangelium: Kraft, sie geben unwahrscheinlich viel Kraft. Die Entwicklung im ganzheitlichen Sinne zu tragen, hat mit der Problematik zu tun, dass 22 verschiedene Völkergruppen betroffen sind, die früher nebeneinander gelebt haben, aber sehr wenig miteinander zu tun hatten, weil der Menschenbegriff immer nur ausschließlich innerhalb des Stammes definiert wurde und wird. Du sollst den nächsten nicht töten, hieß, du sollst deine Stammesmitglieder nicht töten. Aber einen Menschen außerhalb meines Stammes tot zu schlagen, das hatte nicht die gleiche Bedeutung. Und jetzt mit der Christianisierung, mit der Botschaft vom Tod und der Auferstehung Jesu und aus dem Glauben an diese Tatsache der Offenbarung, ist uns heute ein Verwandtschaftsbegriff möglich, der über die Stammesgrenzen hinausgeht. Und das ist für uns sehr wichtig, und ich würde sagen, sogar der Grundstein, die Basis für jede Entwicklungsarbeit auch unter örtlichem Gesichtspunkt. Früher war es für die verschiedenen Volkstämme, die zusammen auf einem Dorf gelebt haben, sehr schwer, irgendetwas gemeinsam zu unternehmen für die Entwicklung im Dorf. Jeder wollte immer irgendwelche Entwicklungen für sich haben. Aber wenn die Dorfbewohner christianisiert werden, merken sie, dass sie sich gegenseitig als Brüder und Schwestern annehmen müssen, und dann ist die Bereitschaft auch sehr groß, gemeinsam irgendetwas zu unternehmen für die Entwicklung des Dorfes oder der Gemeinde.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Bei der letzten Afrikasynode wurde der Begriff der Familie sehr herausgestellt, dass die Christen über ihre jeweiligen Stammeszugehörigkeit sich als eine Familie verstehen sollen. Das knüpft ja genau daran an.

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Genau. Obwohl wir bei dieser Sache auch die Grenze der Familie anerkannt haben, z. B. gerade in dem Punkt, den ich angesprochen habe. Wenn die Familie zu eng verstanden wird, so dass andere, die nicht blutsverwandt sind, nichts mehr gelten, dann ist das nicht mehr eine Familie - auf diese Weise kann die christliche Familie nicht gewonnen werden.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Wenn wir noch einmal zurückkommen auf das junge Bistum Damongo; welche Zukunftsprojekte planen Sie für das Bistum. Was sind die nächsten Entwicklungsschritte, nach denen die Grundstruktur der Diözese auch geordnet und gefestigt wird?

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Ich würde zunächst einmal von einem geistigen oder geistlichen Projekt sprechen und zwar von dem Bewusstsein: Wir sind ein Volk, hervorgerufen von Gott Vater. Dies ist immer noch schwer in vielen Gemeinden bewusst zu machen, und es kommt immer sehr schnell zu Streitigkeiten - z.B. wenn angeboten wird, zwei bis drei Leute sollen von Busunu nach Cappenberg kommen; es führt immer sehr schnell zum alten Stammesdenken. Anfangs merkt man das nicht immer, aber beim zweiten Besuch, dann kommen sie immer und sagen, ja, das erste Mal war ein Dagari da, eine Gonjia da, eine Vagla da, diesmal muss jemand von einem anderen Stamm fahren. Wir müssen ein Bewusstsein der Familie basierend auf christlichen Werten entwickeln, dass die anderen, die nicht zu meinem Volksstamm gehören, genau so akzeptiert werden wie meine Stammesmitglieder. Das ist für mich ein sehr wichtiges Projekt. Wenn das nicht da ist, nicht genug beachtet wird, dann kann man zwar viele materielle Projekte durchführen, die schlagartig aber auch niedergerissen werden können, wenn ein Stammeskrieg entsteht. Das ist leider so.

 

Aber nun zur weiteren Entwicklung des Bistums. Es fehlt uns ein Knaben-Seminar. Wenn wir von der Berufsausbildung von Priestern reden, müssen wir von Grund auf etwas aufbauen. Und ein Knaben-Seminar hier im Bistum zu haben, würde bedeuten, dass intensiv junge Leute aus den verschiedensten Stämmen auf den Priesterberuf bei uns vorbereitet würden. Ihr habt auch meine Kathedrale gesehen. Da passen nicht einmal 200 Leute hinein, und für Diözesanfeiern, die auch für uns ein Symbol der Einheit sind, wäre es auch ein sehr wichtiges Projekt, eine neue größere Kathedrale zu bauen. Und wie ich ja vor vier Tagen auch angedeutet habe, wir wollen irgendetwas Besonderes für die Entwicklung der Frauen in dieser Gegend machen. Und es liegt mir am Herzen, also in diesem Bereich eine Technical School for girls, ein Gymnasium für Mädchen, nur für Mädchen, zu errichten.

 

Ich habe euch erzählt, dass wir ein Experiment gemacht haben, das uns heute sehr positiv erscheint. Wir haben ein Internat gegründet und dort je zwei Mädchen aus den verschiedensten Gemeinden zusammengebracht. Sie leben zusammen und werden versorgt. Aufsicht hat eine Steyler Missionarin. Von diesem Internat gehen sie zu den öffentlichen Schulen und sie gehen gemeinsam mit anderen Mädchen und Jungen. Früher war die Erfahrung, dass überall, wo die Mädchen und Jungs zusammen studierten, die Mädchen immer die schlechteren Noten hatten. Mit diesem Internat haben wir in den letzten drei Jahren festgestellt, dass in jeder Klasse der unteren Reife, das ist die Junior Secondary School, die zwei Besten immer Mädchen aus unserem Internat waren. Das war natürlich ein Schlag für die Jungen, was deren Überlegenheitsgefühl Mädchen gegenüber angeht. Und es hat auch dermaßen bei den Mädchen selbst ein Selbstvertrauen erweckt, dass sie auf einmal merkten, wir können auch was, wenn nicht sogar besser, wenn uns nur Möglichkeiten dazu gegeben werden. Und aus dieser Erfahrung heraus möchte ich, wenn also die Mittel vorhanden sind, ein Mädchengymnasium im Bistum errichten.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Gibt es bei den genannten Projekten auch eine Hierarchie, wo Sie sagen würden, als Allererstes steht oben dieses Projekt oder jenes?

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Also man muss das anders sehen. Wenn es einerseits um pastorale Fragen geht, dann hat eine große Kirche für Diözesanfeiern ein große Priorität, denn das Wachstum sagt auch etwas über die Zugehörigkeit zu einander. Und wenn dieser Raum, der auch als Raum Gottes von uns erfahren wird, wo ja Gottes Kinder aus allen Ecken der Diözese 3 mal, 4 mal im Jahr zusammenkommen, dann stellt diese Zusammenkunft auf Diözesanebene eine Notwendigkeit dar, auch für unserer Selbstwertgefühl. Man darf nicht vergessen, dass wir in einer religiösen Vielfalt leben und dass es um die Bildung eines religiösen Selbstwertgefühls gegenüber den naturreligiösen Leuten wie auch gegenüber den Moslems geht. Und wenn die entsprechenden Räumlichkeiten fehlen, kann dies zur Verlangsamung des Evangelisierungsprozesses führen. Wenn es aber andererseits um den Entwicklungsbereich geht, dann hat natürlich das Mädchengymnasium die Priorität. So würde ich sagen.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Interessant ist die Beobachtung, dass ein reines Mädchengymnasium, also eine nicht mehr koedukative Erziehung, sondern eine geschlechtsspezifische Erziehung angestrebt wird. Solche Erfahrungen werden in Deutschland inzwischen auch wieder diskutiert, wegzukommen von der Koedukation zu reinen Mädchen- und reinen Jungenschulen. Daran anknüpfend eine etwas weiterführende Frage: In der sog. ersten Welt tauchen immer mehr Zweifel auf, ob ein Eingriff in die Kultur anderer Länder noch berechtigt ist und nicht die Gefahr eines neuen ? ich sag einmal ? Kulturimperialismus besteht, bei dem Probleme der Ersten Welt exportiert werden, wie z. B. die Probleme der Ökologie, des Umweltschutzes oder das der medizinischen Versorgung, die dann zu einer Überbevölkerung führt. Wie sehen Sie das?

 

 

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Ich möchte zu dem von ihnen angesprochenen Bereich der Mission etwas Spezifisches sagen. Ich habe diese Frage auch oft in Europa gehört. Mit der Mission meinen immer viele Leute, es sei auch ein Export von europäischer Kultur. Es geht hier nicht um eine spezifische Kultur. Es geht um das Wort Gottes. Es geht um die Verkündigung des Heils, die ja auch ständig angefragt ist bei den Menschen. Und die Tatsache, dass immer mehr Menschen nach diesem Wort Gottes dürsten, ist ein Beweis dafür, dass es nicht um eine fremde Kultur geht. Das ist ein Wort, dass vermag den Menschen Leben, und zwar Leben in Fülle zu vermitteln. Also ich möchte nicht, dass die Mission immer als europäische Kultur und Katholizismus, christliche Religion immer als europäische Kultur bezeichnet werden. Mit der Mission muss jedes Land oder jedes Volk auch einen Inkulturationsprozess durchmachen. Nun, zu dem, was man als säkularen Imperialismus o.ä. bezeichnet hat, dazu muss ich sagen, dass es heute nicht mehr möglich ist, auf verschiedenen Kontinenten weiterhin separat zu leben. Die ganze Welt ist eine Dorfgemeinschaft geworden, unter anderem durch die Medien. Natürlich erfordert es auch Respekt den anderen Kulturen gegenüber und umgekehrt, dass von Europäern wertvolle Ereignisse nicht ohne Anteilnahme von uns oder den anderen Kulturen beachtet werden. Wenn das in Partnerschaft geschieht, wenn das mit Respekt für die eigene Entwicklung der Menschen geschieht, dann haben wir auch Nutzen von der Entwicklung, die Europa schon durchgemacht hat. Es kann nicht sein, dass jedes Volk einfach alleingelassen wird, weil das für uns Christen den Universalismus und den Glauben, dass alle Menschen miteinander zu tun haben, berührt. Also ich würde sagen, manche kulturellen Einflüsse auf Afrika sind mit Vorsicht zu genießen, aber da müssen wir Afrikaner selbst mit Hilfe von Kennern von Afrika, die in Europa leben, deutlich die Wahl treffen, was geht und was nicht.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Interessant ist ja, dass die Kirche von Anfang an eine Größe war, die wir heutzutage gern als Global Player bezeichnen. Das Gesamte der Erde, alle Völker sollten in den Blick genommen werden. In den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils wird ja auch darauf abgehoben, speziell im Begriff der Inkulturation: Die Ausbreitung des Evangeliums in die jeweilige Landeskultur, in die Tradition hinein soll geschehen und nicht übergestülpt werden. Das hat sicherlich auch sehr konkrete Bedeutung für den Norden Ghanas. Könnten Sie mir einige Dinge nennen, wie Inkulturation praktisch hier passiert? Also wo knüpft man an bei den Traditionen der Menschen vor Ort und pfropft das Evangelium auf, pflanzt es ein, dass es hier zu einer Blüte kommt?

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Ich würde sagen, im Bereich der Liturgie stellt man das am stärksten fest, dass es bei der Feier der Eucharistie um eine wirkliche Feier geht und nicht nur der Vollzug eines Ritus geschieht. Und da stellt man fest, dass die Ausdrucksweise, wie man Freude ausdrückt, wie man Trauer ausdrückt in den verschiedenen Teilen der Eucharistie oder in den unterschiedlichen Liturgien eine Rolle spielen, dass ein Kyrie in einem Ton und einem Gefühl anders gesungen wird als ein Gloria z.B. und dass nicht überall getanzt wird, dass es Momente gibt, wo ein Tanz oder eine Bewegung einfach nicht mehr hinpasst. Hier würde ich den Einfluss von Inkulturation sehen. Wir sind immer noch dabei, was die Theologie angeht, eine Auseinandersetzung zwischen christlichen Ideen und kulturellen Ideen erst einmal in der theologischen Schule zu diskutieren, damit es hier zu einem noch tieferen Verständnis von unserem christlichen Dasein kommt. Aber in diesem Bereich ist noch sehr, sehr viel zu tun. Erst mal weil Christentum hier keine Tradition hat, ja, und auch über die Kulturen schriftliche Zeugnisse fehlen, so dass diese christlich-kulturelle Auseinandersetzung etwas langsam voran geht.

 

 

 

Philipp O.Praem.: In diesem Zusammenhang ist es wahrscheinlich auch wichtig, dass umgekehrt der Brückenschlag passieren muss, dass die Heilige Schrift, das Evangelium, auch übersetzt werden muss in die jeweilige Stammessprache. So gibt es z.B. einige Übersetzungen der Bibel in Stammessprachen der hier ansässigen Stämme, der Gonja; aber da muss wahrscheinlich auch noch mehr passieren, auch dass die Liturgie übersetzt wird in die jeweilige Stammessprache.

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Das passiert auch. Also die Schwierigkeit, die wir bis jetzt hatten, war, dass nicht genug gebildete Leute vorhanden waren in den verschiedenen Volksstämmen. Es geht um weitreichende Kenntnisse wenn es um die Bibelübersetzung geht. Es müssen Leute sein, die nicht nur die Bibel in Englisch lesen können, sondern am besten in griechisch oder hebräisch, sonst kann man die Übersetzung nicht angemessen machen.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Ein anderes Problem stellt sicherlich auch die Herausforderung des Islam für die Entwicklung Ghanas dar, speziell auch hier für die Entwicklung der Kirche in Ghana. Aufgrund ihres langjährigen Aufenthaltes in Deutschland wissen Sie, auch in Deutschland gibt es Regionen, wo viele Moslems wohnen, vor allem Gastarbeiter aus der Türkei, die inzwischen in der zweiten und dritten Generation in Deutschland leben. Von daher ist die Frage nach der Auseinandersetzung mit dem Islam auch ein Thema, das in Deutschland sehr sensibel behandelt wird. Wie sind Ihre Erfahrungen hier in Afrika mit dem Islam?

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Mit dem Islam haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Integration nicht ein Problem ist. Wir kennen viele Familien, wo ein Teil der Mitglieder christlich ist, während der andere Teil moslemisch. Wir haben hierbei keine sprachlichen Schwierigkeiten, wenn es eine Schulpflicht gibt. Es gehen sowohl Moslems wie auch Christen in die Schulen. Es sprechen alle Englisch, die zur Schule gegangen sind. Und von daher sind z.B. im Beamtenapparat Moslems und Christen keine Gegensätzlichkeit.

 

In der Mission kann es da anders aussehen. Da ist die Hingabe der Moslems im Gebet. Sie beten fünfmal am Tag. Manchmal machen sie das so, dass es für uns Christen sehr ärgerlich aussieht. Z. B. wenn man mit dem Bus fährt. Da sind ja Christen und Moslems zusammen in dem Bus. Wenn es Zeit wird, dass die Moslems meinen, das ist unsere Gebetszeit, dann muss der Bus halten. Die Moslems gehen beten, und dann kommen sie zurück, und der Bus fährt weiter, auch die staatlichen Busse. Das wirft Fragen auf: Was ist mit uns Christen und unserem täglichen Gebet? Es gibt viele Christen, die nicht einmal am Tag mit ihren Familien zusammen beten. Und man muss verstehen, es geht hierbei um ein Merkmal dessen, was man als Merkmal eines Gottesvolkes bezeichnen kann. Wenn du ein Gläubiger bist, das kann man nur daran erkennen, dass du betest. Aber wenn kein Mensch dich betend sehen kann, kann das ein Problem sein. Also das Gebet, wie wir beten, kann auch eine Herausforderung für uns Christen sein, auch ernsthaft mit unserem Gebetsverständnis umzugehen. Also ich meine, man muss es nicht immer dramatisieren, aber die Tatsache bleibt, sie beten, selbst wenn sie mit einem Bus unterwegs sind. Also das ist das eine.

 

Das Zweite ist, dass die Mission durch jeden Moslem betrieben wird und nicht durch besonders gebildete Leute, wie es von der katholischen Kirche geschieht. Die christliche Mission wird fast ausschließlich den Priestern, Katechisten und ein paar aktiven Laien überlassen. Aber jeder Moslem versucht, einen Christen oder einen Anhänger der Naturreligion zu bekehren.

 

Und auch bei der Eheschließung sind da Tendenzen heute, wo sie selbst auf christliche Mädchen aus sind, um dadurch zu islamisieren. Sie wollen unbedingt christliche Mädchen heiraten. Also mit diesem starken Missionswillen wachsen sie mehr nach vorn. Man kann sehen, als religiöse Gemeinschaft können wir auch einige positive Aspekte von den Moslems übernehmen, könnten wir etwas von ihnen lernen. Ich muss auch sagen, dass das Verständnis von Kameradschaft ganz anders ist zwischen Christen und Moslems. Also ich glaube, dass sind aber die gleichen Erfahrungen, die man in Europa macht. Überall dort, wo Moslems in der Mehrheit sind, da fehlt fast total eine Toleranz. Wenn sie in der Minderheit sind, dann begrüßen sie jedoch diese Toleranz. Dies ist ein Gebiet, wo wir vielleicht mehr im Sinne von einem Dialog zwischen den Religionen handeln müssen.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Ich komme noch einmal zurück auf ein anderes Thema. Es ist ungefähr sechs Jahre her, da gab es im Norden Ghanas Stammesunruhen in der Northern Region zwischen verschiedenen Stämmen. Damals war eine der Fragen einiger Chiefs, einiger Stammesoberhäupter nach dem Christentum, weil es eben die Würde des Menschen, unabhängig von seiner Herkunft verkündet. Das bedeutet, dass christliche Missionierung für die Zukunft die Grundlage auch für eine friedliche Koexistenz der Menschen hier in dieser Region ist. Wie beurteilen Sie diese Vorstellung der Chiefs und diese Bitte vor einigen Jahren, nach Busunu einen Priester zu schicken, der die Missionierung vorantreibt, damit diese friedliche Koexistenz gelingt?

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Allein aus der Erfahrung heraus sehen wir, überall dort, wo die Mission, die christliche Mission angenommen wurde, wachsen die Entwicklungsvorgänge sehr rasch. Das ist einmal Tatsache. Zweitens stellen wir fest, dass dort, wo das Christentum Fuß gefasst hat, da hört man nichts mehr von Stammesauseinandersetzungen. Und das ist etwas Wesentliches. Man kann sehen, warum dieser Konflikt, diese Unruhen so lange in der Northern Region anhielten. Es hat geschichtlich damit zu tun, dass die Engländer bis in die 50ger Jahre in dieser Region die Missionierung, egal von welcher Missionsgesellschaft, verboten hatte, so dass der Norden Ghanas erst mal diese Zugehörigkeit des Menschen aufgrund seiner göttlichen Abstammung nicht kannte. Und deshalb verachten viele die verschiedenen Volksstämme in dieser Northern Region wegen ihrer Herkunftstradition, was gegenüber anderen Stämmen immer zu feindlichen Einstellungen führte. Aber dort, wo diese Zugehörigkeit aller Menschen zu Christus offenbart und verkündigt wurde und zum Glaubensgut vieler Menschen geworden ist, da hört man nichts von diesen Stammesunruhen. Also ich kann nur diesen Punkt betonen: Das Christentum ist der große Beitrag einmal zum Frieden unter diesen Völkern und für die Entwicklung. Das Christentum, die Evangelisierung zerstört herkömmliche Denkstrukturen, die den Menschen unfähig machen, die Verantwortung auf sich zu nehmen und die eigene Entwicklung voran zu treiben.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Das hat ja wieder eine Rückwirkung auch auf die weltliche Entwicklung. Sie haben einmal das Beispiel genannt von einer Wasserstelle, einer Pumpe an einem Bohrloch, die in einem Dorf positioniert war, allerdings auf dem Gebiet eines bestimmten Stammes, und wo es dann über diese Wasserpumpe einen Konflikt gab, da Mitglieder anderer Stämme nicht zu diesem Bohrloch einen Zugang erhielten.

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Ja, ja genau. Aber wenn die Menschen in diesem Dorf begreifen, wir gehören zusammen, wir sind alle Kinder Gottes, dann leben wir mit einem anderen Verständnis von Kooperation als vorher miteinander.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Daran anknüpfend gibt es ja seit vielen Jahren eine Partnerschaft zwischen den Gemeinden in Hamborn und in Cappenberg mit Nordghana, mit Gemeinden hier. Welchen Nutzen sehen Sie in der Partnerschaft zwischen einer Gemeinde aus Ghana und einer Gemeinde aus Deutschland für die jeweilige Gemeinde?

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Zunächst einmal möchte ich den Begriff der Partnerschaft ansprechen. Es geht dabei hauptsächlich um das gegenseitige Kennenlernen. Es zählt jetzt, dass diese Partnerschaft oder in diesen Partnerschaften zwei Kontinente, die eine verschiedene Entwicklung sowohl im Glauben wie auch in der säkularen Geschichte durchgemacht haben und deren Tempo der Entwicklung jeweils verschieden war und ist, dass diese Partner in eine bewusstere Beziehung zueinander treten. Bei dieser Partnerschaft geht es, ausgehend von dem Glauben und aus dem Glauben heraus, darum, diese Menschen, die zwar andere Kulturen haben, aber auch unsere Glaubensbrüder sind, kennen zu lernen. Dieser Weg bedeutet im Grunde, ihr Leben zu verstehen, das ein ganz anderes Leben ist als unseres, also ein gegenseitiges Geben und Empfangen, woraus dieses gegenseitige Verstehen wird. Auf diese Weise habe ich sehr, sehr positive Erfahrungen gemacht: Dass die Kenntnis von Nordghana in Deutschland nicht mehr auf der Ebene der früheren Vorurteile basiert, die jedes europäische Kind in der Schule hatte, also dass z.B. in Afrika Elefanten leben. Dieses exotische Wissen war sehr allgemein bei dem Europäer, der nie in Afrika war. Eine realistische Kenntnis von Nordghana, verbunden mit einer sehr großen Sympathie seitens der deutschen Gemeinden wurde dagegen durch die Partnerschaften geweckt und durch die gegenseitigen Besuche noch verstärkt. Dies hat auch zum Mittun und Mitbeten geführt. Also von daher kann ich nur von sehr positiven Erfahrungen sprechen.

 

Der zweite Themenkreis ist der Begriff ?Gemeinde?. Hier stellt man fest, dass das, was unter Gemeinden hier in Damongo oder in Nordghana verstanden wird, ganz anders ist als in Deutschland. Hier im Bistum bedeutet eine Gemeinde ein Zentralort, wo zwei, drei Geistliche zusammen in einer Priestergemeinschaft leben und von da aus mehrere Außenstationen versorgen. Das sind Gemeinden, die bis zu 50 Außenstationen haben. Aber alle gehören zu dieser Gemeinde, alle diese Außenstationen gehören zu dieser Gemeinde. Und das stellt Anforderungen, die manchmal nicht verstanden werden von unseren Partnern in Deutschland. Z. B. wenn sie wissen, wir haben eine Partnerschaft mit Sawla, dann darf vielleicht nicht deutlich erklärt werden, dass Sawla nicht nur der Ort Sawla bedeutet, sondern die Gemeinde Sawla schließt mehrere Außenstationen in den umliegenden Dörfern ein, denn dann wollen sie sich bei ihrer Hilfe vielleicht mehr auf Sawla konzentrieren und nicht die umliegenden Dörfer berücksichtigen, die in der Zukunft ja auch Gemeinden werden sollen. Das ist ein Punkt, an dem wir vielleicht noch mehr arbeiten müssen.

 

Ein weiterer Punkt dieses Gemeindeverständnisses oder Partnerschaftsverständnisses ist die Rolle des Bistums als heilende Kraft der verschiedenen Gemeinden, die meines Erachtens nicht immer genug geschätzt wird von den Partnern in Deutschland. Sie sagen: ?Diese oder jene Gemeinde ist unser Partner, was haben wir mit dem Bistum zu tun?? Also dass ist eine Erfahrung, die nicht unsere Erfahrung ist. Diese Gemeinden existieren, weil eben das Bistum existiert, und das Bistum ist es auch, das Projekte unterhalten muss, die sämtlichen Gemeinden im Bistum dienen, weil eben jede einzelne Gemeinde solche Institutionen nicht haben kann. So kann z.B. nicht jede Gemeinde ein kleines Seminar bauen, kann nicht jede Gemeinde ein Priesterseminar bauen. Und auf dieser Ebene der Kooperation zwischen Gemeinden muss noch mehr gearbeitet werden. Ich befürworte und schätze diese Gemeindepartnerschaften, aber in machen Projekten oder in manchen Bereichen des Diözesanlebens sollten auch diese übergeordneten Aufgaben nicht außer Acht gelassen werden, weil sie eben nicht im Bereich nur einer bestimmten Partnerschaft greifen.

 

 

 

Philipp o.Praem.: Es scheint wie ein Spiegelbild zur Situation der Deutschen Gemeinden; wir sind auf dem Weg dorthin, dass auch Gemeinden zusammengelegt werden, dass ein Priester für mehrere Gemeinde zuständig ist wegen des Priestermangels in Deutschland. Und das Insistieren natürlich auf die Selbständigkeit der Gemeinden ist eine Folge der kirchlichen Geschichte in Deutschland; daher kommt ? so glaube ich ? dieser unterschiedliche perspektivische Zugang zu den Fragen, ob Partnerschaft nur zwischen Gemeinden geschehen soll oder ob die Gemeinde auch Bestandteil des Bistums ist. Das scheint mir ein sehr großer Unterschied im kirchlichen Selbstverständnis der Gemeinden in Deutschland und Ghana zu sein.

 

Es existiert ja eine Partnerschaft auch zwischen dem Bistum Münster und den Diözesen im Norden Ghanas. Wird das in irgendeiner Form umgesetzt? Ich weiß vom Bistum Essen, das eine Partnerschaft zum Bistum Hongkong hat. Da gibt es einmal im Jahr sogar eine gemeinsame Kollekte, ein Tag, an einem Sonntag, an dem daran erinnert wird. Ich bin jetzt im Moment überfragt, ob es das für das Bistum Münster gibt.

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Ich glaube, wir arbeiten auch daran langsam. Aber es ist noch nicht Realität. Es ist egal, wer aus dieser Erfahrung heraus, dass die verschiedenen Gemeinden, die Partnerschaften in Ghana haben, nicht viel vom Bistum hören wollen. Es gibt gemeinsame Überlegungen ob nicht das Bistum auch irgendwelche Institutionen bistumsmäßig unterstützt. Das muss aber noch weiter ausgearbeitet werden.

 

Ein weiterer Punkt ist auch die Beziehung zwischen Klerikern und Laien. Ich glaube, dass hier manchmal zu oft deutsche Verhältnisse auf uns ? wie soll ich sagen ? übersetzt oder angewandt werden. Für uns ist dieser Klerikalismus noch nicht so zu erfahren, wie in manchen europäischen Ländern. Die Laien wissen, dass Kirche nur existieren kann, wenn der Priester auch da ist. Und meistens ist es auch so, dass das Bildungsniveau der Menschen immer noch so niedrig ist, dass viele Dinge auch Dritten überlassen werden, weil sie dann wissen, dann sind wir sicher, dass es gut funktioniert.

 

Und wenn Christen in Deutschland hören, der Priester macht dies, der Priester macht jenes, dann regen sie sich auf und fragen, warum machen die Laien das nicht. Man muss dementsprechend ausgebildet sein, um eine bestimmte Verantwortung wahrnehmen zu können, und wie ihr eben erfahren habt, in einer Gemeinde wie Bole, wo Laienkräfte sind, die die Verwaltung bestimmter Bereiche übernehmen, da sind die Priester sehr froh darüber, dass es sie gibt. Im Grunde haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit mit Laien, so dass es keine Gegensätze zu geben braucht. Begriffe wie ?Kirche von unten? und ?Kirche von oben?, die kennen wir nicht. Und ich meine, dass soll auch ab und zu mal erwähnt werden bei dieser Partnerschaftsgeschichte.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Zum Abschluss unseres Gespräches: Am 07.12. wird ein neuer Präsident gewählt in Ghana. Vielleicht können Sie ein paar abschließende Worte sagen zum Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Ghana; gerade auch angesichts der Präsidentschaftswahlen.

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Ja, wir erwarten keine großen Änderungen was das angeht. Ersteinmal sind die Kandidaten fast alle Christen. Hinsichtlich der Kirche-Staat-Beziehung haben wir schwierige Zeiten erlebt zur Zeit der Diktatur von Rawlings, aber heute meinen wir, friedlich miteinander umzugehen. Wir haben auch Streitpunkte, was die Erziehung angeht, was das Gesundheitswesen angeht, aber der Staat hat heute mehr ein offenes Ohr für das, was die Kirche sagt, als früher und, wir hoffen auch, dass wir als Kirchenmänner auch eine persönliche und sympathische Beziehung zu den Politikern entwickeln. Die Kommission ?Iustitia et Pax? ist so weit, dass wir eine Seelsorge für unsere katholischen Politiker in Akkra und in den großen Städten wie auch in den Hauptstädten der Distrikte errichten wollen, so dass es zu einem regelmäßigen Kontakt zwischen Seelsorge und gläubigen Politikern kommt. Und wir hoffen auf diese Weise, dass wir die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat noch verstärken.

 

 

 

Philipp O.Praem.: Herzlichen Dank für das sehr ausführliche Interview und für das ausführliche Gespräch. Danke auch nochmals für die Partnerschaft zwischen den Pfarreien Ihres Bistums und unseren Gemeinden, die doch auch zu einem besseren Selbstverständnis der jeweiligen Gemeinden beiträgt. Das ist das, was wir jedenfalls auch sehr bewusst mitnehmen, wenn wir von Ghana zurückkehren. Wir sehen unsere eigene Gemeinde auch wieder mit anderen Augen angesichts der Kontrasterfahrung der Gemeinden, des christlichen Lebens in Ghana. Ihnen und allen Christen in Ihrem Bistum dafür herzlichen Dank!

 

 

 

Bischof Philip Naameh: Ich danke ebenfalls und möchte diese Gelegenheit auch wahrnehmen, den Partnern in den verschiedenen Gemeinden im Bistum einen herzlichen Dank auszusprechen. Ich möchte auch das Gebet nicht vergessen. Es gibt ja viele Gelegenheiten, wo die Partnergemeinden in Deutschland für uns beten. Wir schätzen das sehr. Das Gebet, wie soll ich sagen, bestätigt eben auch geistlich das Bestehen dieser Gemeinschaft, dieser Partnerschaft. Ich möchte auch nicht vergessen, wenn Leute von den Leistungen des Bistums Damongo in dieser kurzen Zeit reden, dann hat das auch sehr viel mit der Spendenbereitschaft unserer Partner zu tun. Ihr habt ja jetzt das Bistum bereist - nicht das ganze Bistum - und ihr habt gesehen, wenn ich allein auf die Mittel aus dem Bistum angewiesen wäre, hätten wir noch keinen Versammlungsort, wo wir uns treffen könnten, zustande gebracht. Von daher möchte ich ganz herzlich auch im Namen des Bistums allen in Deutschland danken, die unsere Situation wahrgenommen haben und mit viel Opfer jedes Jahr uns etwas zukommen lassen. Das ist nicht zu wenig, wie viele immer meinen. Sie sagen immer: ?Kann ich nichts daran ändern?? Ich glaube, sie sagen dass, weil sie die Situation hier nicht kennen. Es kommen hier täglich viel mehr Menschen zusammen und dadurch werden viel mehr Vorurteile abgebaut als früher. Das ist nur durch Spenden zustande gekommen.

 

Also Ihnen noch einmal ganz herzlichen Dank.